Wein und Klimawandel – ein spannendes und brandaktuelles Thema. Weinreben wollen vom Wetter verwöhnt werden – ganz besonders von der Sonne. Trocken und warm ist eine gute Kombination für das Gedeihen der Reben und für die Qualität des Weins. Stimmen die Wetterbedingungen freut sich der Winzer über eine gute Ernte und einen gelungenen Weinjahrgang. Nur in einem schmalen Klimagürtel, geographisch grob zwischen dem 40. und 50. nördlichen Breitengrad, gibt es für den Weinbau optimale klimatische Bedingungen. Durch den Klimawandel könnte sich diese Zone verschieben – was gravierende Auswirkungen auf den Weinbau und die großen Weinanbauländer haben wird.
Klimawandel hat enorme Auswirkungen auf den Weinanbau
Den Winzern in Deutschland ist diese Perspektive nicht verborgen geblieben, viele beschäftigen sich schon intensiv mit dem Klimawandel und den Auswirkungen auf den Weinanbau. Historischen Aufzeichnungen folgend, weiß man, dass es in Deutschland alle paar Jahre einen Ausreißer nach unten in der Qualität der Weine gab. Seit ungefähr 20 Jahren gibt es weniger Weinjahrgänge die qualitativ abweichen, die Weine sind ausnahmslos von guter Qualität. Ein Indikator dafür, dass sich die klimatischen Bedingungen für den Weinbau in Deutschland verändert haben. Kluge Weinanbaubetriebe, die den Klimatrend rechtzeitig erkannten, experimentieren bereits seit den 90er Jahren mit mediterranen roten Rebsorten wie Cabernet Sauvignon oder Merlot. Der Erfolg gibt ihnen Recht – Weinsorten die früher ausschließlich im mediterranen Raum angebaut wurden gedeihen heute zusehends in deutscher Hanglage. In Deutschland könnten also schwere Rotweine produziert werden, die von hoher Qualität sind und mit ihren französischen oder italienischen Pendants durchaus mithalten können. Im Mittelmeerraum aber, in den etablierten Weinanbaugebieten, besteht die Gefahr, dass sich der besondere Charakter der Weine verändert. Es besteht durchaus die Gefahr, dass von negativen Effekten auf die Weinqualität ausgegangen werden kann. Zunehmende Trockenheit und höhere Temperaturen während der Reifephase haben einen direkten Einfluss auf die Inhaltsstoffe der Rebsorten. Die Gefahr der Bildung von untypischen Alterungsnoten könnte steigen. Ein anderer klimatischer Faktor ist die UV-Strahlung. Da UV-Strahlen in Pflanzen die Bildung von Phenolen, Anthocyanen und die Zerstörung von Carotinoiden bewirken kann, besteht die Gefahr, dass sich daraus indirekte Veränderungen der Traubenqualität ergeben. Deutliche Auswirkungen werden erst in 20 – 30 Jahren erwartet, gleichwohl macht sich der Klimawandel heute schon bemerkbar.
Die Wetterbedingungen werden extremer
Die Prognosen sind eindeutig. Die Temperaturen werden weltweit ansteigen. Das Wetter wird extremer. Bis zum Ende des Jahrhunderts werden sich die Temperaturen, bei unverändert anhaltendem Anstieg der CO2-Konzentration, im Mittelmeerraum um 1,5 °C und in Nordeuropa um 4 °C erhöhen. Klimaforscher sagen voraus, dass durch den globalen Anstieg der Temperaturen, die für Weinbau geeigneten Regionen, um nahezu mehr als 50% schrumpfen werden. Ein Gewinner des Klimawandels könnte allerdings Deutschland werden – zumindest was den Weinbau anbelangt.
Die anspruchsvollen und edlen Rebsorten wie Cabernet Sauvignon, Shiraz, Merlot oder Nebbiolo wachsen vor allem im Mittelmeerraum, dessen Klima sich durch heiße Sommer mit großer Trockenheit und regenreiche, milde Winter auszeichnet. Hauptsächlich rote Weinsorten gedeihen dort hervorragend. Deutschland ist eher als Weißweinland bekannt. Die Weißweintrauben vertragen die Hitze nicht ganz so gut. Sie gedeihen besser bei typisch deutscher Witterung: weniger warm, Minusgrade im Winter und regenreichere Sommer. In Norddeutschland allerdings waren die Bedingungen selbst für den Anbau heller Traubensorten schon immer schwierig. Die traditionellen Weinanbaugebiete findet man deshalb auch eher in Süddeutschland – oft in sonnenexponierter Hanglage: Baden und Württemberg wären da zu nennen oder auch Hessen und Franken. Allerdings könnte sich das zukünftig ändern.
Kommt der Merlot zukünftig aus Norddeutschland?
Aber zurück nach Deutschland. Für den Anbau mancher Weißweine könnte es in Süddeutschland sogar heute schon zu heiß werden. Einige Rebsorten reagieren mit Sonnenbrand, also farbliche Veränderungen der Schale, die ein Indikator für eine Schädigung der Trauben ist. Es bilden sich bittere Gerbstoffe, die den Geschmack des Weines negativ beeinflussen. Beispielsweise für Eiswein sieht es, angesichts der Prognose, dass milde Winter nun häufiger auftreten werden, nicht gut aus. Die Trauben, aus denen der Saft für den Eiswein gepresst wird, müssen bereits vor der Ernte am Rebstock den ersten Frost erfahren und gefroren sein. Anbaugebiete, deren klimatische Bedingungen sich für solche Weinsorten eignen, könnten in Zukunft in nördlicheren Gefilden liegen: ganz im Norden Deutschlands, in Dänemark oder sogar in Schweden. Weinbau war dort, abgesehen von einigen kleinen Weinbaugebieten, wenig verbreitet und aufgrund der klimatischen Verhältnisse nicht möglich. Heute noch belächelt, könnten skandinavische Weine vielleicht schon bald bei Weinliebhabern weltweit für Aufsehen sorgen. Zugegeben – das ist noch Zukunftsmusik.
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